DA0LGV

 

Funkbetrieb und mehr auf dem Leuchtturm
„Großer Vogelsand“

  Bericht einer DX-Pedition zum Leuchtturm-/ und Feuerschiffs-Event 2000

 


Begonnen hat alles auf dem OV-Abend von E01 im September 1999, auf dem wir, Niels (DL8BDR), Hans (DH4HAN) und ich (Sönke, DJ1SM), in einer Bierlaune über einen Betrieb vom Leuchtturm „Großer Vogelsand“ diskutierten. Da ich selbst diesen Turm vom QRL her kenne, denn ich bin beim Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) in Cuxhaven beschäftigt, habe ich den einen und anderen Beitrag dazu beigetragen. Meine Ausführungen zur Unterkunft, eher einer Notunterkunft, fanden interessierte Ohren. Durch diesen „Ulk“ inspiriert, beschlossen wir die Sache ernsthafter zu betrachten.

An den folgenden OV-Abenden fanden jeweils wieder Diskussionen über das nunmehr „Projekt“ statt. Nachdem wir dann einen Rahmen für uns erstellt hatten, machte ich eine Anfrage bei meiner Dienststelle in Cuxhaven, ob denn ein solcher Aufenthalt mit Funkbetrieb möglich wäre. Zu meiner eigenen Überraschung und Freude wurde der Bitte sehr schnell und unbürokratisch entsprochen. Von nun an gab es kein wenn und aber mehr. Die Zeit lief uns dabei auch noch förmlich unter den Händen weg.  Es mussten noch die Antennenhalterungen „konstruiert“ und der Ausrüstungsumfang festgelegt werden. Der Transport selbst wurde uns freundlicherweise auch vom WSA ermöglicht, indem wir an einer Fahrt zu weiter entfernten Betriebsstelle des WSA teilnehmen konnten und dabei am Leuchtturm, der am nördlichen Rand der Elbe gegenüber der Insel Neuwerk steht, abgesetzt wurden. An dieser Stelle sei noch einmal ein herzlichster Dank an das WSA ausgesprochen. Von nun an begann das Abenteuer, zunächst mit der Planung und Vorbereitung.

Unser erstes Problem bestand im Ausrüstungsumfang. Wir hatten eine KW-Station mitsamt den 3 Antennen, eine UKW-Allmode Station mit den Richtantennen und meine kleine Mobil-Anlage für die regionaleren Verbindungen zu transportieren. Weiterhin natürlich auch noch die persönlichen Gegenstände und die Verpflegung für die Tage. Da wir am Freitag anreisen und frühestens am Montag zurückfahren konnten, war es dann auch etwas mehr an Verpflegung. Wir wollten ja letztlich auch nicht nur von Wasser und Brot zehren. Insgesamt waren somit 2 Ladungen der vom WSA zur Verfügung gestellten Transportkiste mit ca. 700 Liter Inhalt zu transportieren und auf den Turm zu bringen. zugegeben eine wirklich riesige Menge. Aber ein weitres Problem war an sich noch viel großer...

Wir haben, zugegeben eigentlich recht spät, uns vorgenommen auch ein Sonder-Call zu verwenden. Unsere Idee dazu DA, wegen der besonderen Gelegenheit und dann eben noch etwas zum Leuchtturm Großer Vogelsand, LGV eben. Niels rief, optimistisch wie er nun mal ist, bei Frau Hanschen von der für uns zuständigen RegTP Außenstelle Bremen an. Sie erklärte ihm, dass ihr Urlaub kurz bevor stehe, aber eine Genehmigung wohl gerade noch klappen könnte. Dann halfen uns die Wunder der Technik, es wurde telefoniert, gefaxt und gemailt. Am Ende stand dann eine Genehmigung für unseren Call DA0LGV. Wir haben ja schon viele entgegenkommende Dinge mit Frau Hanschen erlebt, aber hier war das dann doch Ham-Spirit pur. Vielen Dank an dieser Stelle auch nach Bremen. Das war wirklich ganz große Klasse. Schließlich gehört das Lima im Suffix ja an sich auch nach Kiel.

Nun waren alle Hürden erfolgreich und mit der Hilfe vieler netter und helfender Menschen genommen und das Abendteuer konnte wirklich beginnen. Wir fuhren also am Freitag in aller Frühe zum WSA und verstauten unsere Sachen auf dem Dienstschiff „Vogelssand“. Die Überfahrt von Cuxhaven zum Leuchtturm entschädigte uns für den Stress der Tage davor. Bei herrlichstem Wetter und ohne spürbaren Seegang wurden wir am Freitag vom MS „Vogelsand“ zum Turm mitgenommen. Dort kamen wir dann 1 Stunde nach der Abfahrt bei Kaiserwetter an. Das Aufwinschen der Ausrüstung, zum Glück verfügt der Turm über einen Lastenkran im Motorenraum, machte da dann natürlich keine Probleme. Wir konnten vom Schiff aus ohne Verrenkungen direkt auf den Turm übersteigen und hatten eine herrliche Zeit beim Aufbau der Antennen auf dem Heli-Deck. Die letzte Antenne, ein KW Langdraht, wurde quasi als „Inverted V“ vom Heli-Deck heruntergehängt. Als Ballast, um die Drähte zu spannen, wurden 2 mit Wasser gefüllte Getränkedosen eingesetzt.

Mit dem Wetter hatten wir ohnehin eine Menge Glück. Durch diese gute Wetterlage bedingt, hatten wir dann auch etliche Verbindungen mit imensen Reichweiten in VHF/UHF-Bereich zu verzeichnen. Bei 2m-SSB mit 160 W zum Beispiel bis nach Heidelberg. Selbst meine Lokal-Station war gut zu hören. Etliche YL/OM nahmen die Gelegenheit der seltenen Verbindung zu einem Leuchtturm war und haben dann auch öfters mit mir „geklönt“. Dies sogar meistens ohne Relaisverbindung und da es das Gerät und die Antenne nicht anders hergaben, eben in FM. Es waren sehr schöne und interessante QSO’s dabei. Niels hatte auf der Kurzwelle auch ganz gut zu tun, obwohl er mit einer recht eingeschränkten Antennenanlage zurecht kommen musste. Wir konnten die KW-Antennen ja schließlich nur auf dem Turm aufbauen. Es gibt keine Möglichkeit eine Antenne vom Mast wegzuspannen, da sich dieser Turm im Wasser, einer Insel ähnlich, befindet.

Das Schönste haben wir allerdings bisher nicht angesprochen. Funken können wir auch an Land, aber auf einem Leuchtturm, quasi als „Leuchtturmwärter“, zu wohnen war doch einmal ein ganz anderes Erlebnis. Hans und Niels wurden hiermit für ihre Mühen mehr als entschädigt. Ich habe ja vom QRL her schon ab und zu auf dem Turm zu tun und kannte es daher ja bereits. Aber an diesem verlängerten Wochenende sollte ich meine beiden Co-Operatoren auch von einer ganz anderen Seite kennen lernen. Ich hatte mich zwar als DO-Funker für den Job des Smutje (seemännisch für Koch) zur Verfügung gestellt, sollte aber nicht zum Einsatz kommen. Beide machten sich in diesem Job sehr gut. Es wurde nicht nur funktechnisch ein Erfolg, sondern auch kulinarisch. Unsere Gerichte bekamen dann auch entsprechende Namen, wie z.B. die „Pizza Marconi“, die mit hertzhaftem Pilsener gereicht wurde.


Unter diesen Umständen fiel es uns schwer, am Sonntag, bei Super Sicht zur Insel Helgoland, schon die Antennen abzubauen und die Anlagen einzupacken. Unsere Fahrgelegenheit war für Montag früh avisiert. Die letzte halbe Stunde verbrachten wir daher auf dem Umgang (Balkon) des Lampendecks, um die traumhafte Sicht noch einmal zu genießen.

Abschleißend kann ich nur noch eines bemerken: Der Funkbetrieb ist sicherlich eine sehr interessante Sache, doch ohne den Ham-Spirit, den ich auf diesem Ausflug in beispielhafter Art erlebt habe, und ohne die Kameradschaft im Verein ist das Hobby für mich nur halb so schön. Hoffentlich hält sich diese Situation noch lange und wird nicht, wie an vielen anderen Stellen geschehen, durch Kommerz und Gewinnstreben zerstört.

Also bis dann mal, awdh und auf Wiedersehen. 73! Sönke, DJ1SM (ex DO1BM)